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Dauntown

Aktualisiert: 21. Sept. 2018


 

Als ich gestern meinen lieben Mann fragte, ob wir nach Dauntown fahren wollen, dachte er, ich wolle in Münster shoppen gehen.

Weit gefehlt!

Wir fuhren nach Borgholzhausen, wo es kein wirkliches "downtown", wohl aber die "Dauntown" gibt. Dahinter steht eine Künstlergemeinde, die sich in einer alten Daunenfabrik unter dem Titel "Kunst goes Federn" niedergelassen hat.


Das Atelier ist genau so, wie man sich eine alte Fabrik vorstellt:

sehr weitläufig, sehr ruppig und im Winter wahrscheinlich auch lausig kalt - gut, dass wir uns einen sonnigen Tag ausgesucht hatten. Auf dem dunklen Boden haben sich wunderbare Farbflecken und andere Schaffensspuren verewigt. Überall stehen, hängen, liegen und schweben fertige und unfertige Arbeiten. Hier ein alter, ausgedienter Sessel, dort ein Tisch, der aus vielen einzelnen Tischen besteht, umgeben von einem Sammelsurium von Sitzgelegenheiten ("Stühle aller Epochen vereinigt euch!"). Natürlich eine Kaffeemaschine. Kleinere und größere Rudel von Pinseln, die meisten friedlich. Pappe, Papier und andere Werkstoffe, auf denen man malen und zeichnen kann. Bronzearbeiten und andere Plastiken. Ein roter Teppich aus Packpapier. Tuben und Flaschen mit Farben und Pigmenten. 

Auch ohne Kunst ist so ein Atelier schon sehenswert.


Matthias Poltrock hatte uns eingeladen und gab uns eine exklusive Führung durch die ausgedienten Werkshallen. Und wir hätten noch viel mehr Zeit dort verbringen können. Da es keine Galerie ist, die für ihre Besucher eine Vorauswahl getroffen hat, oder eine fein kuratierte Ausstellung, sondern das Atelier von sehr unterschiedlich arbeitenden Künstlern, hatten wir sehr viel zu sehen.  Kunst kann man nicht so einfach konsumieren, die bewegt immer etwas im Kopf und das braucht Zeit.

Ich maße mir nicht an, als Kunstkritikerin unterwegs zu sein, aber die Werke, die in der Daunenfabrik entstehen, sind alles andere als federleicht.

Sehr ausdrucksstark, neu, oft witzig und mit einer interessanten Geschichte dahinter. Am besten schauen Sie selbst:



 



 


K-PAX TITEL: ...... der doofe Donald

Matthias hatte ich unter dem Künstlernamen "K-Pax" kennengelernt. Seine Collagen haben mich sofort begeistert , weil sie Dinge des Alltags mit einem fröhlichen Augenzwinkern zu schrägen und humorvollen 3D Kunstwerken verbinden:


Barbiepuppen, James Bond, Madonna, ein unsäglicher Politiker, Hunde, Obst und Gemüse, Käse, Logos von Marken, die wir alle kennen, Schrauben, Sterne, Aufkleber und vieles mehr treffen sich auf Sperrholzplatten und fügen sich zur eigenwilligen und witzigen Pop-Art zusammen.

Hier ein Detail aus dem K-Pax oben:


Ich mag das - auch weil ich der Meinung bin, dass Kunst nicht immer erhaben und ernst und mit einem "wir-retten-die Welt-Aspekt" ausgestattet sein muss.

Und da man Kunst mit dem Herzen und nicht dem Stoffmuster vom Sofa in der Hand kaufen sollte, ist es sogar unerläßlich, dass man Freude an einem Werk hat.

Ich habe jeden Tag Tag Spaß an meinem K-Pax Original (und über die Mao Bibel mit dem Logo einer Fastfood Restaurantkette kichere ich immer noch).






 

Aber ein Künstler wäre keiner, wenn er nicht ständig etwas Neues im Kopf hätte:

die Millionaire-Views sind Matthias' neues Werke.


Supercoole (und natürlich auch teure, daher der Titel) Gebäude fanden den Weg auf Leinwand.

Da ich mich schon von Berufs wegen für Architektur interessiere, haben mir diese Bilder auf Anhieb gefallen.





Matthias Poltrock Millonaire Views

Ich mag die Idee, dass Architektur hier anders als in den inzwischen üblichen super-durchgestylt-überperfekten, leblosen Renderings dargestellt wird. Diese stellen eine Welt dar, die es nur in Disney-Universum gibt, und wenn Häuser einen eigenen Instgram Account hätten, würden sie wahrscheinlich genau wie einige von uns unter dem Perfektionsdruck leiden. (Wie heißt das wohl, wenn ein Haus ein Selfie von sich macht- Housie?)


Durch das Material (klassisch Öl auf Leinwand), den handwerklichen Pinselstrich und die Überspitzung des Sujets, wie z.B. diesen kitischigen, roten Sonnenuntergang hinter der immensen Glasfront, wird die ganze kühle Schönheit des Baukörpers charmant interpretiert, ohne dabei die Moderne zu verlieren.




Meinen Göttergatten - der froh war, dass ich nicht Schuhe kaufen, sondern Kunst gucken wollte - und mich haben die Bilder sehr angesprochen. Ich hoffe, er liest meinen Blog: ich wünsch mir eins zu Weihnachten!


Wenn Sie mehr davon sehen möchten:

Und wenn Sie Lust auf einen Besuch in "Dauntown" haben, rufen Sie vorher an. Das Gebäude ist nicht jederzeit öffentlich zugänglich.


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