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Think Pink!

Aktualisiert: 5. Jan. 2020


Bild von Fineas Anton




 

Frühling ist rosa


Einmal im Jahr, meistens im März, wenn sich der Winter weigert, endlich klein beizugeben zu sich bis mindestens November zu verabschieden, habe ich das dringende Bedürfnis nach Rosa.


Manchmal reichen ein paar rosa Tulpen oder Rapunzeln vom Markt, manchmal muss es ein rosa Pulli oder - in Hinsicht auf die hoffentlich bald steigenden Temperaturen - T-Shirt sein. Und ich gebe dem nach, weil es mich glücklich macht.

Wie es viele Farben tun können.



 






Im vergangenen Jahr habe ich sogar eine Wand im Garten rosa gestrichen. So ein ganz zarter Ton, der nur in der Abenddämmerung auffällt, tagsüber ist er weiß.

Mein Gatte hat mit den Augen gerollt, aber natürlich sieht es gut aus.



 

Millenium pink


Im Moment ist Rosa auch wieder sehr en vogue, "millennium pink" wird es oft genannt und damit ist ein zartes, blaustichiges Rosa gemeint, nicht dieses grauenhafte, grelle, billige Prinzessin-Lillifee-Pink. (Wer sich das nur ausgedacht hat....)

Und mit diesem Ton kann man gut arbeiten.


Rosa wird immer mit dem Mädchenhaften, dem Zarten in Verbindung gebracht, dabei ist noch gar nicht so lange her, dass es die Farbe für kleine Jungs war. Es war nämlich das "kleine" Rot und da Rot für Kraft, das Männliche, das Starke steht, hat man es den Jungen zugeordnet.

Blau hingegen wurde mit Frauen in Verbindung gebracht. Maria wird sehr häufig in einem blauen Mantel dargestellt. Somit war Hellblau - also das "kleine" Blau - für die Mädchen gedacht. Wobei sich diese Farben eher auf Gemälde beziehen, nicht auf Kleidung im alltäglichen Leben. Die Mode, Kinder nach Geschlecht unterschiedlich zu kleiden, ist noch recht jung und unserem Wohlstand zu verdanken.

Erst um 1920 hat sich das langsam etabliert - und die meiste Zeit zuvor waren Farben von Kleidung nicht Geschlecht oder Alter zugeordnet; man sieht z.B. ältere Rokkokoherren auf Gemälden in zartrosa Anzügen. Technischer Fortschritt und die Entfernung der Religion vom alltäglichen Leben haben unsere Sehgewohnheiten massiv beeinflußt:

Blau war nun nicht mehr die Marienfarbe, sondern tauchte viel in Arbeiterkleidung, z.B. dem Blaumann, auf. Es wurde also typisch männlich.

Und auch das wird sich wieder ändern, so wie sich unsere Gesellschaft weiterentwickelt.



 

Müssen Mädchensachen immer rosa sein?


Exkurs:

Ich hoffe, dass auch diese Welle von "alle Mädchen müssen rosa Zeugs haben", die sich auch leider auf Produkte für Frauen ausgeweitet hat, sehr bald der Vergangenheit angehören wird. Will Frau etwas kaufen, dass spezifisch für sie hergestellt wurde (ich sollte sagen: was das Marketing sich für sie ausgedacht hat), ist es oft rosa oder gar gräßlich pink und erwiesenermaßen auch noch teuer als das normale Zeugs.


Warum sollte ich in mein Bad eine häßliche, pinke Shampooflasche stellen, wo ich mir doch so viel Mühe mit der Gestaltung gegeben habe?

(By the way: ich habe einen prima Tipp bezüglich des Shampoos: feste Seife für Haare. Funktioniert super, verbraucht sehr viel weniger, ist nicht in häßliches Plastik eingepackt und gibt es natürlich in tierversuchsfrei.)


Was denken die sich nur dabei? Denken die Marketing-Leute tatsächlich, wir Frauen finden etwas toll, weil ne pinke Hülle drum ist? Ist es nicht eher so, dass es wenig Alternativen gibt und Frau deshalb so etwas in den Einkaufswagen legt?

Ich mag Rosa, aber ich finde diese banale "Frauen und Mädchen wollen Rosa" Klischee schlichtweg grauenhaft. Es beleidigt mich persönlich, da mir eindimensionales Denken unterstellt wird. Als würden wir vor Freude kreischend im Laden stehen, wenn da ein Paar Schuhe in einem pinken Karton zum Verkauf angeboten werden, also bitte.


Warum wehren wir uns nicht dagegen, meine Damen? 



 


Bild von Alisa Anton

 


Zurück zum Rosa, dieser hübschen Farbe:


Immer noch ist es ein Statement, wenn man dieser Farbe viel Fläche zur Verfügung stellt. Das hat zum einen natürlich mit unseren Sehgewohnheiten zu tun, aber natürlich auch mit der Farbe selbst.



zuckersüßes Rosa


Wie bei allen Tönen gibt es auch hier ein paar, die einfach zu viel des Guten sind. Sie sind laut, sie heischen nach Aufmerksamkeit oder sie sind so zuckersüß, dass man das Gefühl hat, man könne auf dem rosa Sofakissen festkleben bleiben.

Natürlich ist das auch eine Sache des persönlichen Empfindens. Aber auch des Materials:


Stellen Sie sich eine rosa Kommode vor.

Das ist auf jeden Fall ein Hingucker, weil wir so etwas einfach nicht erwarten. Kommoden - wie fast alle Kastenmöbel - begleiten uns deutlich länger als Sitzmöbel, die sich schneller abnutzen und eher ersetzt werden müssen. Dementsprechend sind sie oft in einer unverfänglichen Farbe. Weiß, Grau, Beige. Taube, Schwarz.



elegantes Braunrosa


Und nun beziehen Sie Ihr Sofa in Gedanken mit einem braun-rosa Leinen.

Das Sofa wird wahrscheinlich größer sein als als die Kommode, aber dennoch wird die Farbe hier nicht so sehr ins Auge stehen wie der Lack der imaginären Kommode.

Stoff ist weich, ein Lack (auch ein seidenmatter) glänzt und reflektiert mehr Licht. Und - hier kommt wieder der gesellschaftliche Kontext ins Spiel - Stoff ist weich, man möchte ihn gerne anfassen und darüber streichen. Und das verbinden wir natürlich eher mit der Farbe Rosa.

Dennoch habe ich auf der IMM unglaublich viele rosa Möbel gesehen, oft war es eher ein pastellenes Terracotta (Sie wissen ja, wenn man lange genug wartet ... ), Rosa-Apricot wäre wohl eine treffende Bezeichnung.

Ich gehöre nun zu denen, die bei Farbe sehr gerne dabei sind, aber da hat es mich geschüttelt. Noch dazu in der Kombination mit "Living Koral", einem eher grellen Pantone Ton. Aber auch das wird seine Fans haben und jeder sollte sich eine Farbwelt schaffen, die ihn glücklich macht.




 


Farbe und Breitengrad


Rosa kann ganz harmlos als samtenes Sofakissen daherkommen, es kann aber auch ein wahres Statement sein:



Bild von Stefen Tan


Hier auf dem Bild hat jemand Mut zu einem ungewöhnlichen Farbton gehabt - und alles andere hält sich zurück. Farbe mit Nichtfarben zu kombinieren funktioniert immer und hier kommt noch ein sehr großes Fenster hinzu, das nicht nur Licht, sondern wahrscheinlich auch jede Menge Sonnenschein hineinläßt. Grelle Töne sind z.B. in der Karibik deutlich besser aufgehoben als in Ostwestfalen.



 




Bild von Aaron Burden

Die Kunst bei Rosa ist also, es nicht zu übertreiben. Wir können unsere Sehgewohnheiten nicht so schnell abstreifen und werden immer an "Mädchen" und "niedlich" denken, wenn wir die Farbe sehen. Und natürlich an "Frühling". Gibt es in dieser Jahreszeit etwas Schöneres als die 10 Tage, in denen die Magnolien blühen?



 

Pastellrosa



Und noch schöner an diesem Farbton ist, dass er sich so prima kombinieren lässt:


Natürlich mit allen Nichtfarben, und da es ein Pastellton ist, kann Rosa auch mit allen anderen Pastelltönen.

Puh, sagen Sie jetzt, das ist aber nun wirklich sehr niedlich. Der Trick bei Pastelltönen ist der: da muss Grau drin sein, dann ist es toll. Sonst wird es so süß, dass man rein prophylaktisch schon den Zahnarzt anrufen möchte.




Rosa und Grün


Rosa mag auch Grün gerne. Und es nimmt Braun ein bisschen etwas von seiner Erdigkeit, das es manchmal dumpf erscheinen lässt.

Mutige ergänzen es mit Rot oder Orange.

Eichenholz liebt Rosa, wenn es nicht zu gelbstichig ist.

Und Gelb (da bin ich geprägt: ich werde nie Annikas rosa Hose und das gelbe T Shirt vergessen). Aber hier sind wir schon wieder in dem Bereich für Experimentierfreudige.



 


Bild von Sereja Ris


 



Wenn Sie Lust bekommen haben, ihr Zuhause ein wenig fröhlicher zu gestalten, sich aber über die Dosis nicht im Klaren sind, rufen Sie mich an.



Zarte Grüße

Ihre

Nicola Bushuven

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