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Graue Eminenz

Aktualisiert: 5. Jan. 2020

Ohne Grau würde beim Thema Interior nichts gehen.


Diese Nichtfarbe hat so viele Schattierungen und macht von selbst nicht so viel Aufhebens, dass sie eine gute Zutat für ein schönes Ambiente ist.


Gleichzeitig verbinden wir mit dieser Farbe Armut und Langeweile genauso wie Eleganz und Bescheidenheit. Wie immer machen es Kombination, Material und Sehgewohnheiten aus. Es ist die perfekte Nicht-Farbe für Menschen, die sich ein elegantes, unaufgeregtes Interior wünschen. Und es ebenso sie perfekte Wahl für alle, die sich nicht entscheiden können oder wollen.



Machmal ist Grau großartig. Und manchmal ist es eben langweilig.


Der Unterschied zu den Farben ist, dass bei Grau die Nuance sehr entscheidend ist. Beinahe jedes Material kann in Grau schäbiger wirken als in Weiß oder Schwarz. Um etwas in Grau einzufärben, musste man sich noch nie sehr anstrengen. Verblichenes ist oft Grau.  Wenn die schwarze Socke aus Versehen in der Waschmaninenladung mit den weißen Hemden landet,  bekommen wir keine schicken Designer-Outfits, sondern einen sehr unschönen Grauton.


Ein bisschen zu viel Blau im Grau macht es kalt, ein bisschen zuviel Braun läßt die Farbe schmutzig erscheinen. Grau erhält man nicht nur, wenn man Schwarz mit Weiß abtönt, sondern eben auch, wenn man ein bisschen von einer anderen Farbe hineinmischt: Braun, Blau, Violett, Grün, Rot ... jede Farbe darf hier mitspielen.



Was es anschließend nicht leicht macht, Grautöne untereinander zu kombinieren. Es ist sogar viel schwieriger als beispielsweise beim Rot, trotz der weit verbreiteten Meinung, dass Rot sich schlecht mit anderen Rottönen verträgt. (Tut es nicht, hier ist Rot sogar recht friedlich - aber viele Rottöne zusammen machen ganz schön viel Krach.)




Die eleganten Taupe-Töne



Seit ca 10 Jahren, vielleicht sind es sogar schon 15, sind die sogenannten "Taupetöne" sehr angesagt. Das sind Graus, in denen ein guter Schuss Braun oder Beige enthalten ist - auch "Geige" (also die Wortmischung zwischen Beige und Grau) genannt.

Ihre Beliebtheit hat zwei Gründe:

zum einen sind diese Töne nicht so kühl und sie lassen sich sehr gut mit anderen Farben kombinieren. Tatsächlich mit allen anderen Farben. (Manchmal ist Gelb nicht so schön, wenn sehr viel Braun in dem Taupe enthalten ist.)

 

Taupe bildet also eine gute Grundlage für viele interessante Farbspiele.


Und es ist untereinander auch nicht so schwierig, da muss man bei den Grautönen, in denen eine andere Farbe mitspielt, viel genauer hinsehen.



Die beiden Kätzchen zeigen das hervorragend: Ihr Pelz ist greige und sie haben es sich auf einem grauen Kissen gemütlich gemacht. In ihrem Fell ist auch ein bisschen beige und der Hintergrund erscheint in einem hellen Grauton, der durch ein wenig Creme und Grün (das Bäumchen) durchbrochen wird und Tiefe durch den dunklen Grauton im Hintergrund bekommt.

(Davon abgesehen paßt das Fell der geliebten Vierbeiner immer.)


Das Foto strahlt also nicht durch die Stubentiger Ruhe aus, sondern auch durch seine Farbkompositon.

Stellen Sie sich nun vor, da läge noch ein Spielzeug in Gelb, Grün, Rot oder irgendeiner anderen Farbe - das passt auf jeden Fall.




Ein weiterer und nicht ganz unwichtiger Grund für die Beliebtheit der Taube-Töne ist die Dankbarkeit bei der Benutzung.

Ein weißes Sofa sieht sehr schnell nicht mehr schön aus: durch das täglich Benutzen sieht man schnell, wo Jeans, Hände und Schokolade gewesen sind.




Taupe - da vom Unterton nicht klar und tendenziell auch ein wenig "schmutzig" verzeiht hier viel mehr. So kann man hier einen vergleichsweise hellen Bezugstoff wählen und trotzdem entspannt wohnen. Ein Fleck mogelt sich hier ein, der fällt nicht so sehr auf, anders als beispielsweise bei Gelb. 


Helle Sofas sehen immer großartig aus - es strahlt Eleganz aus, wirkt freundlicher als ein schwarzes Ledersofa und - das ist zwar subtil, aber wir nehmen das durchaus wahr - durch die helle Farbe sagen wir auch "guck mal, ich kann es mir leisten, ein Sofa nicht nur danach auszusuchen, dass es lange hält und unempfindlich ist".


Taupe verträgt sich zudem hervorragend mit fast allen Hölzern.






Sie können mit dieser Unfarbe fast nichts falsch machen.


Außer, dass Sie sich nicht trauen, noch eine andere Farbe hinzuzunehmen oder sich nur im gleichen Tonwert tummeln, dann wird es schnell "soßig". Auf der guten Seite: es wird wahrscheinlich eine elegant-langweilige Einrichtung, aber eben nicht sehr interessant. Und im schlimmsten Fall altbacken.

Auf dem Bild oben stellen der dunkle Boden und die dunklen Leuchte einen Kontrast dar. Denken Sie den mal weg (also stattdessen einen hellen Eicheboden, wie er bei uns gerade omnipräsent ist und weiße Leuchten) - das wäre schon nicht mehr so spannend. Nicht schlecht, aber eben ein bisschen flach.




Oder stellen Sie sich dieses Zimmer ohne das schwarze Bild vor.


Es wäre sehr fad, obwohl in diesem Zimmer einiges los ist: verschiedene Hölzer, unterschiedliche Bezugstoffe, ein Webteppich mit ausgeprägter Struktur, und noch ein paar andere Oberflächen wie Fell und Kaktus.


Das wäre recht unschön, wenn das Grau es nicht zusammenhielte. Und es wäre langweilig, wenn die nicht die schwarze Fläche wäre - die auch eine große Leuchte, eine Decke oder ein Kissen sein könnten.


Statt des beigen Kissens wäre auch ein violettes hübsch. (Das geht zu dem Holzfußboden sehr gut.)



Ich vermute, dass uns diese unkomplizierte Nichtfarbe noch sehr, sehr lange begleiten wird. Sie ist zu einem Klassiker geworden.




Neutrale Graus


Inzwischen tauchen aber auch wieder "neutrale Grautöne" auf, was ich sehr begrüße.


Im Gegensatz zu den bräunlichen Graus tragen diese Töne keine ausgeprägte andere Farbe in sich. Sie sind klarer als die Taupes und bieten sich für moderne Interiors an.

Sie sind weder warm noch kalt - im Vergleich zu anderen Grautönen - aber hier ist die Gefahr groß, dass sie einem Ambiente doch eine eher kühle, unpersönliche Atmosphäre verleihen. Besonders dann, wenn sie hauptsächlich mit Weiß und Schwarz kombiniert werden. Machmal erscheint es mir auch, dass das natürliche Habitat der neutralen Grautöne das Büro ist. Da ist es hervorragend aufgehoben, da man dort Ruhe für die Arbeit braucht, aber zuhause hat man andere Wünsche an die Einrichtung.



ruhige Grundlage


Auch hier macht es wieder die Menge. Ich nutze diese Töne gerne, um einem Interior eine ruhige Grundlage für z.B. eine Kunstsammlung zu geben und für einzelne Elemente wie Einbaumöbel, die in Weiß zu banal wären aber in einer Farbe zu sehr im Vordergrund, oder Bettwäsche, Handtücher, Vorhänge - und natürlich auch für Polstermöbel (Stoff, nicht Leder).


Eine uni graue Fliese ohne jede Struktur jedoch würde z.B. einem Badezimmer eine Kühle und Strenge geben, die nur wenige Menschen mögen werden (auch das gibt es - Interior ist eben eine sehr persönliche und nicht nur Gestaltungsgrundlagen folgende Angelegenheit).

Ich würde auch kaum ein ganzes Haus in einem Grau streichen lassen, nicht einmal ein Büro. Grau, auch die neutralen, brauchen immer einen Gegenpol. Denn sonst ist es sehr schnell trist.


Neutrales Grau zusammen mit Holz - das geht immer!






Wenn Sie sich eine neue Farbe für Ihr Esszimmer aussuchen, werden Sie sicherlich eine Farbkarte benutzen. Das ist gerade bei den Grautönen unglaublich hilfreich.


Die meisten dieser Farbkarten folgen einer Struktur, egal von wem sie sind. Die einen sortieren ihre Farben von hell nach dunkel, andere danach, welcher Anteil einer bestimmten Farbe in dem gezeigten Ton enthalten ist. Sie sehen also in der Regel mehrere Abstufungen des gleichen Tons, also entweder von hellem Grau nach dunklem Grau oder von einem Grau mit ein bisschen Blau bis zu einem Grau mit großem Blauanteil.

Sie können diese Abstufungen sehr gut nutzen, wenn Sie die Töne aufeinander abstimmen. Gehen Sie einfach auf der Seite in Ihrem Farbfächer nach oben und unten - oder schauen Sie auf den Nachbarseiten. Auf der gleichen Höhe von Ihrem Lieblingston wird sich eine "Geschwisterfarbe" befinden.


Es ist deutlich einfacher, wenn Sie sich innerhalb eines Farbfächers bewegen, als wenn Sie verschiedene miteinander kombinieren.

(Der Farbmischmaschine ist es egal. Sie hat alle Rezepte in ihrer Software.

Viel wichtiger ist, dass Sie nicht unterschiedliche Produzenten von Wandfarben kombinieren. Hier können die gleichen Farben aufgrund der unterschiedlichen Rezeptur des Material anders ausfallen.)




Spätestens jetzt, wo Sie sich mit Grau beschäftigen, werden Sie überrascht sein, wie viele Nuancen wir wahrnehmen können und dass tatsächlich in einer Farbkarte mit über 1.000 Tönen nicht die richtige dabei ist.

(Was der Grund dafür ist, dass ich eine sehr große Schublade mit diversen Farbfächern in meinem Büro habe und immer wieder neue dazu kaufe.)



Wenn die Masse der Töne Sie verunsichert haben und Sie Unterstützung wünschen, rufen Sie mich an. Wir finden die perfekten Nicht-Farbe für Ihr Interior.


Ihre

Nicola Bushuven


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